virtual territory 1.0

Die interaktiven Installationen von Timm Ringewaldt treiben mit ihrem Betrachter ein mehr oder weniger böses Spiel. Sie ziehen ihn in den Bann der Kamera, transformieren ihn zu einem virtuellen Lebewesen im Kampf um Leben und Tod oder verdammen ihn zum bereitwilligen Kopfnicken.
Wer auf den Knopf der Installationen ‚prontophot‘ und ‚virtual territory‘ drückt oder aber den Helm von ‚schaffe, schaffe, Häusle baue‘ aufsetzt, hat zwar nicht immer gleich verloren, setzt sich aber unwiederbringlich aus - sei‘s den Verzerrungen der Kamera, sei’s einem immerwährenden Konflikt zwischen zwei Gruppen oder sei‘s dem unaufhörlichen Kreislauf aus Arbeiten, Jasagen und ein Haus bauen. Wer einmal anfängt, wird registriert und ins System integriert.
Dabei setzen die pronotophot - Installationen Ringewaldts ihrem Betrachter noch vergleichsweise harmlos zu: Sie spielen vor allem mit dem Reiz und der Gefahr, sich vor dem Auge einer Kamera zu befinden. Im Bann dieser Kameras werden die Betrachter zum Objekt der Betrachtung, so daß die menschliche Neigung, sich vor einer Kamera in Szene zu setzen, unverhüllt zutage zu treten kann. Dabei entziehen die Installationen dem Betrachteten seine Grazie, lösen ihn von seiner Umgebung ablösen, splitten seine Bewegungen in groteske Gesten auf und reproduzieren ihn als isoliertes Wesen vor einem fluktuierenden Bildhintergrund.

In der interaktiven Installation ‚virtual territory‘ hingegen wird das Spiel ernst: ein immerwährender Konflikt zwischen virtuellen Lebewesen zweier Spezies hat begonnen.
‚Virtual territory‘ simuliert den Kampf ums Überleben in einem begrenzten Lebensraum, dessen Ordnung sich nach den Gesetzen eines Spiels richtet, das wie von selbst abläuft.
Wer auch immer den roten Knopf drückt, wird Teil einer der beiden Spezies, lebt im Konflikt, setzt sich den Gesetzen eines Spieles aus, das seinen Tod herbeiführt und kann lediglich eines tun: sich von Zeit zu Zeit für eine weitere Runde stärken. Virtual territory greift nicht nur auf die Matrix von Computer- und Brettspielen zurück, sondern nimmt die Konstellationen eines realen Überlebenskampfes auf: des low intensity conflicts zwischen Israelis und Palästinensern.

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